27.07.2019
Seit 1996 halte ich ostfriesische Milchschafe. Zwischendrin habe ich immer mal gekäst, aber die letzten Jahre war zu viel zu tun, um regelmäßig Melken und Käse machen zu können. Die letzten Jahre gab es eine Melkgruppe, die sich das Melken und Käsemachen aufgeteilt hat.
Nur ich bin wegen der ganzen Arbeit trotzdem nicht zum Käsemachen gekommen.
Darum habe ich mich jetzt schweren Herzens entschlossen, die Milchschafe zu verkaufen. Die Alten Hasen nehmen glücklicherweise liebe Freunde von mir, so dass sie nicht aus der Welt sind, falls ich es doch mal wieder schaffen sollte. Für die beiden Jungschafe, die dieses Jahr das erste Mal gelammt haben gibt es die ersten Interessenten. Sind noch die Lämmer
zu haben.
Da auch ich nicht jünger werde und Lebensmittel trotz allen Redens und aller Beteuerungen immer noch günstiger werden (im Vergleich zu allen anderen Kosten: Nur noch 9% geben DurchschnittsbürgerInnen dieses Landes von ihrem Durchschnittslohn für Lebensmittel aus. Davon können
Lebensmittel nicht ökologisch und klimagerecht erzeugt werden. Nein, das geht nicht! Und die Folgen müssen leider alle tragen. (Das macht mich durchaus gelegentlich sehr wütend), habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen.
Milchschafe brauchen sehr viel mehr Energie und Zuwendung als andere Schafe. Das kann ich nicht mehr leisten, wenn es allen, auch mir, noch gut gehen soll. Schließlich muß ich ja auch noch irgendwie das
Geld verdienen, dass ich nicht mit den Produkten, die ich hier erzeuge, verdienen kann. Logisch, oder? Wenn ich wie in einer Zeit wirtschafte, in der die Menschen 60% ihres Jahreslohnes für Lebensmittel ausgegeben habe, ich aber nur 9% bekomme und eben nichts dafür, dass es bei mir
wieder Schmetterlinge, Wildbienen und allerhand an Vögeln gibt, dann muß ich leider immer mehr das Augenmerk auf Geldverdienen setzen, um die letzten ihrer Art auf meinen Flächen mit durchfüttern zu können.
Andrea Funcke
Fotos: Carmen